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Berichterstattung über öffentliche Proteste in Kasachstan: Medienkontrolle als Quelle politischer Macht

Zentralasien-Analysen, issue 138 (2019), pp. 2-5
"Die Berichterstattung der kasachstanischen Massenmedien über Proteste im Lande folgt einer klaren Linie. Kleinere Proteste werden ignoriert. Wenn über größere Demonstrationen berichtet wird, kommen ihre Vertreter nicht zu Wort und ihre Forderungen werden nicht erwähnt. Stattdessen werden der illegale Charakter der Proteste und das friedliche Verhalten der Polizei betont. So gibt es auf Seiten der Polizei Verletzte, auf Seiten der Demonstranten nur Verhaftete, also potentielle Täter. Gleichzeitig inszeniert sich der Präsident des Landes als Versöhner, der die Polizei mäßigt und einen Dialog anbietet. Das Maximum an innerhalb Kasachstans möglicher kritischer Distanz demonstriert die Wirtschaftszeitschrift Ekspert-Kasachstan. Sie widerspricht aber nicht der offiziellen Linie, sondern verzichtet nur auf ihre Wiedergabe. Ihre distanzierte Berichterstattung ist deshalb ohne Vorwissen nicht einzuordnen. Die vereinzelten kritischen Stimmen bei Wremja und Megapolis gehen in der Menge entgegengesetzter Stellungnahmen ebenfalls unter, wenn nicht von vornherein eine kritische Haltung beim Leser vorhanden ist." (Seite 5)