"Marc Engelhardt arbeitet selbst seit 20 Jahren aus anderen Ländern für deutsche Medien. Nun hat er für die Otto Brenner Stiftung das Diskussionspapier über den deutschen Auslandsjournalismus geschrieben. Er habe damit gerechnet, dass bestimmte Länder öfter in den Medien vorkommen als andere. Diesen Eindruck müsse jede*r bekommen, der die Nachrichten verfolge. Um nicht nur über Anekdotisches zu schreiben, erarbeitete er konkrete Zahlen. Dafür analysierte Engelhardt, wie oft Ländernamen und Regionen vom 1. Januar 2010 bis 31. Dezember 2019 in 23 führenden Zeitungen vorkommen. Mit Abstand am meisten berichteten die Zeitungen über die USA. Damit habe er gerechnet. „Aber auf dem zweiten Platz liegt Großbritannien, und das kommt auf nicht einmal die Hälfte der Berichte“, sagt Engelhardt. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass es so viel Berichterstattung über die USA gibt.“ 34 Staaten kamen hingegen weniger als 50-mal in der Berichterstattung vor und aus 15 Regionen wurde gar nicht berichtet, darunter die umkämpfte Westsahara. Insgesamt verblasse die Welt in der Auslandsberichterstattung. Der Grund dafür sei, dass sich nur wenige Medien eigene Korrespondent*innen leisteten und in den meisten Ländern keine Korrespondent*innen aktiv seien, erklärt Engelhardt. Einzelne decken dabei mehrere Länder ab – sie sind teilweise für Gebiete mit mehreren Tausend Kilometern Breite zuständig [...] In seinem Diskussionspapier fordert Marc Engelhardt dafür öffentliche Mittel, denn es handle sich um eine gesellschaftliche Aufgabe. Über die genaue Ausgestaltung müsse aber noch diskutiert werden, denn die Regierung dürfe keinen Einfluss darauf haben, worüber Korrespondent*innen berichten. Aber der bisherige Weg habe keine Zukunft, „die Marktmechanismen reichen offenbar nicht“, findet er." (David Muschenich, Studie zu Auslandsjournalismus: Blinde Flecken, in: taz online, 1.3.2022)
1 Ausgangslage, Fragestellungen und Vorgehensweise, 4
2 Forschungsstand, 7
3 Das Verblassen der Welt: Die Auslandsberichterstattung in deutschen Medien heute, 11
Eine Welt voll weißer Flecken -- Das Beispiel Mali -- Das Beispiel Trump -- Die Beispiele Syrien und Afghanistan
4 Fünf Gründe für die Krise der Auslandsberichterstattung, 28
Das Verschwinden der Korrespondentinnen und Korrespondenten -- Die Ausdünnung der Auslandsseiten und Sendeplätze -- Das Schrumpfen der Budgets und Redaktionen -- Das Wachstum der Barrieren -- Die Zunahme von Propaganda und die Rolle sozialer Medien
5 Die Corona-Pandemie und ihre Folgen für die Auslandsberichterstattung, 45
6 Neuer Auslandsjournalismus? Wie die Welt wieder sichtbarer werden kann, 50