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Der Kreml auf allen Kanälen: Wie der russische Staat das Fernsehen lenkt

Berlin: Reporter ohne Grenzen (2013), 47 pp.

Signature commbox: 437:40-Rights 2013

"Das Fernsehen ist für die Menschen in Russland die wichtigste politische Informationsquelle. Nach einer kurzen Periode der Freiheit Anfang der 1990er Jahre ist es erneut zum zentralen Pfeiler geworden, auf den die Staatsorgane ihre Macht stützen. Die drei größten Kanäle Perwyj Kanal, Rossija und NTV werden landesweit kostenlos ausgestrahlt und gehören entweder direkt dem Staat oder kremlnahen Oligarchen und Konzernen. Die Monopolstellung der staatlichen Sender stützt sich auf ein noch aus sowjetischer Zeit stammendes Übertragungssystem, das fast alle Haushalte des riesigen Landes erreicht. Unabhängige Medien, die sich mit teilweise scharfer Kritik an den Machthabern profilieren, erreichen hingegen nur einen sehr geringen Teil der Bevölkerung. Auf dem Fernsehmarkt ist dies einzig der Privatsender TV Doschd, der sich im Dezember 2012 vergeblich darum bemühte, in das landesweite Übertragungssystem aufgenommen zu werden. Er ist nur über einige Kabelnetze und Satelliten sowie über das Internet zu empfangen. Online-Angebote wie die von TV Doschd oder der kritischen Internetzeitungen lenta.ru und gazeta.ru erreichen weniger als ein Prozent der Bevölkerung. Ähnliches gilt für die im Ausland bekannte kremlkritische Zeitung Nowaja Gaseta und den Radiosender Echo Moskwy. Solange diese Medien nur ein begrenztes Publikum erreichen, liegt ihre Existenz im Interesse des Kreml: Sie können im Ausland als Beleg für die Medienfreiheit angeführt werden, im Inland wirken sie als Ventil für Unzufriedenheit und Kritik. Zur gleichen Zeit versorgen die kremlfreundlichen Nachrichten der staatlichen Fernsehsender die Bevölkerung mit der offiziell genehmigten Version dessen, was in Russland und der Welt passiert." (Zusammenfassung)