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Filmemacher des Terrors: Die Bildpropaganda des globalen Dschihad

In: Diaspora: Netzwerke globaler Gemeinschaften
Caroline Y. Robertson-von Trotha (ed.)
Karlsruhe: KIT Scientific Publishing;Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) (2019), pp. 147-160

ISBN 978-3-7315-0813-7

CC BY-SA

"Die Medien und die breite Öffentlichkeit zeigen sich oftmals verwundert über die Perfektion der IS-Propaganda. Dabei wird übersehen, dass der Medienkrieg des Pseudo-Islamischen Staats auf einer ‚Großen Erzählung', einer ‚Meistererzählung' basiert, an der dschihadistische Organisationen seit beinahe 40 Jahren arbeiten. Die Entwicklung der dschihadistischen Propaganda lässt sich in fünf Phasen unterteilen. Die erste fällt mit dem 1979 bis 1989 gegen die Sowjetunion geführten Afghanistankrieg zusammen. Mehrere in dieser Zeit erschienene Filme setzen den von Abdallah Azzam, dem ‚Vater des modernen Dschihad', theoretisch begründeten Märtyrerkult ins Bild. Die zweite Phase umfasst den Bürgerkrieg in Bosnien von 1992 bis 1995: die Videopropaganda wird professionalisiert und erstmals werden Muslime außerhalb dschihadistischer Kreise erreicht. Die dritte Phase, 1996 bis 2002, fällt in die Jahre des zweiten Aufenthalts Bin Ladens in Afghanistan und Pakistan und kulminiert in den Anschlägen des 11. September 2001. Al-Qaida versucht vorzugeben, die einzig wahre muslimische Glaubensgemeinschaft zu sein. Die vierte Phase nimmt ihren Anfang mit der US-Invasion im Irak 2003 und dauert bis etwa 2007 an. Sie zeichnet sich durch eine Globalisierung der Propaganda, eine starke Präsenz im Web und das Auf treten des sogenannten ‚Pop-Dschihad' aus. Die fünfte und bis heute andauernde Phase beginnt 2010 und fällt mit zwei entscheidenden Entwicklungen zusammen: der durch die Entstehung des Web 2.0 bedingten massenhaften Nutzung der sozialen Netzwerke und dem wachsenden Einfluss des Dschihadismus im Zuge der Umwälzungen in der arabischen Welt." (Seite 147)