"[...] Durch ausführliche Interviews mit Redaktionsmitgliedern und (Digital-)Verantwortlichen bei ARD und ZDF kann er [ = der Autor dieser Studie] ein detailliertes Bild ihrer gegenwärtigen Social-Media-Praxis zeichnen. Das Dilemma wird deutlich: Eine Orientierung der redaktionellen Tätigkeiten an algorithmischen Funktionsweisen und Konventionen der Plattformen findet auf allen Ebenen statt. Formatentwicklung, Darstellungsweisen und Inhalte werden (unterschiedlich stark) daran ausgerichtet. Auch die Kommunikation mit den Nutzer:innen orientiert sich an den Prinzipien der Netzwerke. „Wir wissen, dass es dem Algorithmus auch gefällt“, ist eine vielsagende Begründung in einem der Interviews für die intensive Interaktion der Redaktion mit dem Publikum. Kennzahlen der Plattformen (wie Abrufzahlen) sind im Redaktionsalltag stets präsent und werden als ‚Währungen‘ akzeptiert. Für den Autor Eichler bedarf es mehrerer Ansätze, um auch zukünftig Qualitätsjournalismus in digitalen Medienumgebungen für alle zu sichern. Redaktionen und Medienhäuser sind in der Pflicht, verbindliche Leitlinien für öffentlich-rechtlichen Journalismus in sozialen Netzwerken aufzustellen. Zugleich muss der Ausbau unabhängiger und nicht-kommerzieller Plattformen und eine stärkere Regulierung der Netzwerke und ihrer Algorithmen vorangetrieben werden. Die Medienstaatssekretärin in Rheinland-Pfalz, Heike Raab, sagte kürzlich, die Medien seien „zu wichtig, um sie den Algorithmen und den Gesetzen des Marktes zu überlassen“. Der Markt (und Musk) mögen ARD und ZDF nicht kaufen können, über die Algorithmen aber üben sie erheblichen Einfluss auf deren journalistische Arbeit aus. Stiftung und Autor hoffen, dass die Studie die Debatte darüber stärkt, wie die Unabhängigkeit der öffentlich-rechtlichen Medien nachhaltig gewährleistet werden kann." (Vorwort)
1 Soziale Netzwerke als Herausforderung für öffentlich-rechtlichen Journalismus, 5
2 Plattform-Ökonomie und Plattformisierung des Journalismus, 10
3 Öffentlich-rechtliche Medien in sozialen Netzwerken, 23
4 Zielsetzung, Forschungsfragen und Studiendesign, 46
5 Empirische Ergebnisse, 50
6 Empfehlungen und Diskussionsanstöße, 93