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Medienkontrolle durch Medienbesitz? Presse, Rundfunk und Internet in Saudi-Arabien

In: Saudi-Arabien: ein Königreich im Wandel?
Ulrike Freitag (ed.)
Paderborn: Schöningh (2010), pp. 107-134
"[...] ist es nicht weiter erstaunlich, dass das Königreich auf der Rangliste zur Medienfreiheit der Reporter ohne Grenzen im vergangenen Jahr Platz 163 von 175 untersuchten Ländern belegte.2 Dass Saudi-Arabien in der arabischen Medienlandschaft aber dennoch ein Spieler der allerersten Liga ist, ist überraschend. Kein Land hat es geschafft, die arabischen Medien in einem Maße zu gestalten wie die Golfmonarchie. Saudische Unternehmen setzten sich an die Spitze der arabischsprachigen Medien und stehen auch im internationalen Vergleich den Größen der Medienwelt in nichts nach. Die Erfolgsgeschichte der saudischen Medien war jedoch ein steiniger Weg. Nicht nur konservative Religionsgelehrte, auch die Königsfamilie trat Entwicklungen im Medienbereich mit großer Skepsis gegenüber, erkannte aber zugleich das Potential, das in den Medien steckt. Als der Ölboom der siebziger Jahre dem Königreich enormen Reichtum bescherte, nutzten einzelne Mitglieder der Königsfamilie die Einnahmen als Startkapital und investierten massiv in die Medien. Es entwickelte sich ein Mediensystem, das mit den politischen Entscheidungsträgern eng verstrickt ist und dessen Besitzstrukturen bis auf den heutigen Tag stark von der Königsfamilie geprägt sind. Aus diesem Grund ist die Entwicklung des saudischen Mediensystems ohne die Kenntnis grundlegender innenpolitischer Strukturen Saudi-Arabiens und der Beziehungen innerhalb der Königsfamilie nicht nachvollziehbar." (Seite 107-108)