"Der Begriff der »populären Religion« spielt auf zwei Merkmale gegenwärtiger religiöser Entwicklungen an: erstens auf die Entwicklung, Ausbreitung und Globalisierung eines religiösen Marktes, auf dem die verschiedensten Inhalte der historisch gewachsenen Religionen angeboten werden-und der entsprechende angebotsorientierte Sozialformen annimmt. Während diese Entwicklung zuweilen und höchst einseitig als Ausdruck rationaler Entscheidungen einzelner Akteure angesehen wird, soll betont werden, daß die Ausbildung eines Marktes, zweitens, eng verbunden ist mit den Veränderungen der religiösen Kommunikation, die auf den Möglichkeiten der Entwicklung von Medien aufbaut und die Ausbildung neuer Formen von Gemeinschaften zur Folge hat. Marktbildung beruht auf der Möglichkeit der offenen Information über die Angebote, und diese Möglichkeit ihrerseits lebt von der Bereitschaft, im Gegenzug für diese Informationen Leistungen zu erbringen. Die aus der Kombination von Markt und Medien generierten Formen der Religiosität nenne ich »populäre Religion«. In einem ersten Schritt soll der Begriff bestimmt und abgegrenzt werden. Im darauf folgenden Teil möchte ich zeigen, daß die Gründe für die Ausbreitung der populären Religion auf zwei Säulen stehen: den Medien und dem Markt. Damit der Begriff nicht abstrakt bleibt, sollen dann drei Beispiele veranschaulichen, was populäre Religion heißt und welche Bedeutung sie erlangt hat: die elektronische Kirche, Nahtoderfahrungen und Papstbesuche. Im abschließenden Teil möchte ich dann auf einige Konsequenzen der populären Religion eingehen." (Inhalt)