"Eine Auswahl der Test-Ergebnisse im Überblick:
1) Unterschiede zwischen Desinformation, Information, Werbung und Meinung wer den zum Teil nur schwer erkannt [...]
2) Ob eine Quelle vertrauenswürdig ist, wird oft richtig eingeschätzt. Interessens konflikte werden seltener erkannt [...]
3) Kennzeichnungsstrategien von Social-Media-Plattformen zu Desinformationen bisher kaum wirksam [...]
4) Menschen zweifeln an Unabhängigkeit des Journalismus von der Politik [...]
5) Knapp die Hälfte besteht den Test, nur 22 % der Befragten erreichen insgesamt hohe Kompetenzwerte [...]
6) Jüngere Generationen kompetenter als Ältere – allerdings abhängig vom Bildungsabschluss [...]
7) Digitale Nachrichtenkompetenz hängt auch mit demokratischer Grundhaltung zusammen [...]
8) Besonders bei AfD-Anhänger:innen digitale Nachrichtenkompetenz niedrig [...]
Zusammenfassung: Die Gesamtauswertung der Daten zeigt: Internetnutzer:innen verfügen bereits über einige Grundkenntnisse, um nachrichtenkompetent durch ein für viele Menschen vergleichsweise neues Medienumfeld zu navigieren. So konnte beispielsweise mehr als die Hälfte der Befragten erkennen, wenn eine Quelle nicht neutral oder nicht ver trauenswürdig ist. Und den Meisten war klar, dass man ein unbekanntes Video nicht ungesehen weiterleiten sollte. Überhaupt zeigten die Test-Teilnehmer:innen ein gro ßes Interesse daran, akkurate Informationen zu teilen bzw. Falschnachrichten nicht selbst zu verbreiten. Doch all das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Befragten insgesamt in fast allen Kompetenz-Bereichen überwiegend mittelmäßig bis schlecht abgeschnit ten haben und es oft an ganz konkreten Kenntnissen und Fähigkeiten fehlt. Insofern sind die Ergebnisse dieser Erhebung auch kritisch, weil sie zeigen, dass Bürger:in nen viel zu lange damit allein gelassen wurden, sich in immer komplexeren Medien umgebungen selbst zurecht zu finden." ((Executive Summary, Seiten 4-7)
"[...] Wie gut gelingt es der Bevölkerung, abseits der traditionellen Zeitung im Netz die Zuverlässigkeit von Quellen zu beurteilen oder Informationen überhaupt zu erkennen, einzuordnen und zu verifizieren? Wie gut können PR-Inhalte, Desinformationen oder Meinungsbeiträge erkannt und unterschieden werden? Und wie kompetent sind Menschen darin, unvollständige Nachrichten oder Interessenskonflikte bei Quellen und Autor:innen als solche zu identifizieren? Bisher fehlten verlässliche Daten zu diesen wichtigen Informations- und Nachrichtenkompetenzen in der deutschen Bevölkerung – und damit die Grundlage für eine gezielte Medienbildungspolitik. Zwar gibt es bereits Studien und Erhebungen zu „Medienkompetenz“, doch entweder nehmen solche Untersuchungen nur Schüler:innen und primär deren allgemeine PC-Kenntnisse in den Blick oder sie beruhen auf Befragungen und Selbstauskünften, die keine verlässliche Kompetenz-Messung darstellen. Aus diesem Grund entwickelten wir gemeinsam mit einer Expert:innen-Gruppe einen Nachrichtenkompetenz-Test, der im Herbst 2020 mit einer repräsentativen Stichprobe für die deutschsprachige Bevölkerung mit Internetzugang in Deutschland ab 18 Jahren durchgeführt wurde. Dafür wurden mittels Online-Interviews (Computer Assisted Web Interviews – CAWI) bundesweit 4.194 Internetnutzer:innen ab 18 Jahren befragt und getestet. Der Test geht dabei anhand von Testfragen und -aufgaben auf das gesamte Spektrum der digitalen Nachrichtenkompetenz ein, also die Fähigkeit zur Navigation in digitalen Medienumgebungen, die Beurteilung der Qualität von Nachrichten und Inhalten, das Prüfen von Informationen und Quellen, die Diskursfähigkeit sowie Kenntnisse über die Funktionsweise von digitalen Öffentlichkeiten. Es handelt sich um einen der weltweit ersten Tests zu Informations- und Nachrichtenkompetenzen einer gesamten Bevölkerung." (Executive Summary, Seiten 3-4)
1. EINLEITUNG, 12
2. BASIS: WIE ERHEBEN WIR DIGITALE NACHRICHTEN- UND INFORMATIONSKOMPETENZ? DAS MODELL DER FÜNF SKILL-SETS, 15
3. ERGEBNISSE: SO NACHRICHTENKOMPETENT IST DEUTSCHLAND, 20
Soziodemografie und digitale Nachrichtenkompetenz -- Mediennutzung und digitale Nachrichtenkompetenz -- Werteeinstellungen und digitale Nachrichtenkompetenz -- Politische Einstellungen und digitale Nachrichtenkompetenz
4. PROBLEMFELDER: AN DIESEN STELLEN BESTEHT HANDLUNGSBEDARF, 29
Unser Schulsystem bringt eine digitale Zwei-Klassen-Gesellschaft hervor -- Es fehlt an digitaler Erwachsenenbildung -- Es braucht transparente journalistische Angebote -- Es braucht bessere Plattform-Architekturen
5. DEEP DIVE: DER TEST UND DIE ERGEBNISSE IM DETAIL, 44
5.1. Informationen überblickshaft einordnen: Skill-Set der Digitalen Navigatorin, 46
5.2. Die Güte von Nachrichten beurteilen: Skill-Set der Journalistin, 56
5.3. Quellen erkennen und bewerten: Skill-Set des Fact-Checkers, 63
5.4. Nachrichten weiterleiten und Fehler eingestehen: Skill-Set des Debatteurs, 71
5.5. Wissen um Märkte und Mechanismen hinter digitalen Öffentlichkeiten: Skill-Set der Kommunikationswissenschaftlerin, 79
6. ERGEBNISSE ZU DEMOKRATISCHER GRUNDHALTUNG UND VERTRAUEN IN MEDIEN UND POLITIK, 89
Demokratische Grundhaltung: Einstellungs-Set des Citoyen -- Vertrauen in Medien und Politik
7. ERGEBNISSE ZUR MEDIENNUTZUNG, 102
Mediennutzung online vs. offline -- Nutzung von Nachrichtenquellen -- Nachrichtenüberforderung und News Avoidance -- Nutzung von Plattformen, Messengern und sozialen Netzwerken -- Partizipation in sozialen Netzwerken und via Messenger