"Seit jeher beuten Menschen andere Menschen aus. Die Geschichte der Sklaverei – lange Zeit als Eigentum an einer anderen Person definiert – endete jedoch nicht mit ihrer rechtlichen Abschaffung. Spätestens mit der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948 ist das Verbot von Sklaverei zwar eine international akzeptierte Norm, faktisch aber werden Menschen noch immer versklavt und unter schlimmsten Bedingungen ausgebeutet. Da heute nicht mehr Eigentum, sondern die tatsächliche Verfügungsgewalt über eine Person als die entscheidende Kategorie gilt, werden Fälle von Menschenhandel, Zwangsarbeit, Leibeigenschaft oder Schuldknechtschaft oft auch als „moderne Sklaverei“ bezeichnet. Je nach Definition und Erhebungsmethode sind die Zahlen über das Ausmaß moderner Sklaverei sehr unterschiedlich. Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) schätzt, dass weltweit derzeit knapp 21 Millionen Menschen Zwangsarbeit leisten müssen, wozu auch Menschenhandel mit dem Ziel der Arbeits- oder sexuellen Ausbeutung zählt. Andere Schätzungen liegen deutlich höher. Zwar gibt es Formen moderner Sklaverei auch in reichen Ländern wie Deutschland. Das größte Risiko, in Versklavung zu geraten, stellt jedoch Armut dar, weshalb die regionalen Schwerpunkte vor allem außerhalb Europas liegen. Zudem sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Dass Deutschland in vielfacher Hinsicht auch in die „alte Sklaverei“ verstrickt war, also in die Wirtschafts- und Plantagensklaverei sowie den transatlantischen „Dreieckshandel“ des 17. bis 19. Jahrhunderts, dringt erst langsam ins breitere öffentliche Bewusstsein." (Editorial)
Zur Rechtfertigung der Sklaverei / Hans Joas, 3
Globale Sklavereien: Geschichte und Gegenwart / Michael Zeuske, 7
Moderne Sklavereien / Jan-Christoph Marschelke, 15
Sklaverei und internationales Recht / Jean Allain, 24
Geschlechterverhältnisse in ausbeutenden Arbeitsbeziehungen / Patricia Graf, Antonia Kupfer, 29
Deutsche Verwicklungen in den transatlantischen Sklavenhandel / Heike Raphael-Hernandez, 35
Jugendliche auf Spurensuche in Bremen / Paula von Gleich, Samira Spatzek, 41