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Videofilm in Ghana: Ein neues Unterhaltungsmedium im Zentrum der öffentlichen Sphäre

Mainz: Institut für Ethnologie und Afrikastudien, Johannes Gutenberg-Universität (2007), 101 pp.

Contains illustrations, bibliogr. pp. 93-101

Series: Arbeitspapiere, 75

Other editions: Freie Universität Berlin, Magister Thesis 2006

"Da der Staat sein früheres Medienmonopol weitestgehend verloren hat, ist eine liberalisierte und demokratisierte öffentliche Sphäre entstanden, die divergierende und miteinander konkurrierende Sichtweisen ermöglicht. Neue hegemoniale Bestrebungen gehen nun jedoch vor allem vom Pfingstchristentum aus. Ghanas Pfingstkirchen haben am lautesten ihre Stimme in der neuen Öffentlichkeit erhoben und adressieren ihre Botschaften weit über ihren bisherigen institutionellen Rahmen hinaus an die Allgemeinheit der Bevölkerung. Sie haben dabei großes Geschick bewiesen in der Nutzung neuer Medientechnologien, wie in der Aufnahme populärkultureller Vorstellungen und Ausdrucksformen. Diese neuartige öffentliche Position der Religion stellt somit eine große Gefahr für den Nationalstaat dar. Dieser kann seine Deutungshoheit von Kultur nicht mehr durch eine alleinige Macht über die offiziellen Medien ausüben. Ghanas Pfingstkirchen bedrohen mit ihrer betont transnationalen Ausrichtung die nationale Einheit des Staates. Ihre Imagination einer Gemeinschaft von Gläubigen basiert in großem Maße auf medialer Vermittlung, sie ist deshalb nicht mehr territorial gebunden. Ihr der Logik des Marktes geschuldetes Expansionsstreben, welches religiöse Inhalte mit Formen der Unterhaltungsindustrie verschmelzen lässt, spricht Gläubige als Zuschauer an. Die massive Präsenz der Kirchen in der öffentlichen Sphäre macht ein Zugehörigkeitsgefühl zur christlichen Gemeinschaft damit unabhängig von lokalen Bindungen etwa an die physische Präsenz eines bestimmten Kirchengebäudes. Das Christentum bietet so eine alternative Identitätsgrundlage für das Individuum. 'Wiedergeborener' Christ zu sein ist eine Form der Identifikation, die exklusiv ist und damit inkompatibel mit anderen Entwürfen von Identität, auch mit einer nationalen. Dies führt letztlich zu der Frage, in welche Richtung sich dieses antagonistische Verhältnis zwischen Religion und Staat entwickeln wird." (Zusammenfassung und Ausblick, Seite 87-88)
1 Einleitung, 1
2 Überblick über die Industrie, 7
3 Die Videofilme als diskursives System, 21
4 Akteure in der öffentlichen Arena, 38
Die Position des Staates -- Filmanalyse „Love and Politics“ -- Die Position der professionellen Filmemacher und Intellektuellen -- Filmanalyse „Heritage Africa“ -- Die Position der Pfingstkirchen -- Filmanalyse „Babina I-III“ -- Alternative Entwürfe -- Filmanalyse „The Broken Oath“
5 Pfingstkirchen und visuelle Medien – Eine Wahlverwandtschaft, 82
6 Zusammenfassung und Ausblick, 87