"Die Ausbeutung natürlicher Ressourcen und Infrastrukturprojekte bedrohen die Lebensgrundlagen indigener Bevölkerungen in vielen Staaten Lateinamerikas. Wie der Konflikt um das Territorio Indígena Parque Nacional Isiboro Sécure (TIPNIS) zeigt, stellte Bolivien während der Amtszeiten des ersten
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indigenen Präsidenten des Landes Evo Morales (2006-2019) keine Ausnahme dar. Bei diesem Konflikt stieß ein staatliches Straßenbauprojekt, das mitten durch das Schutzgebiet im bolivianischen Amazonas-Tiefland führen sollte, auf großen Widerstand. Unterschiedliche Akteur*innen aus Indigenenorganisationen, Zivilgesellschaft und der katholischen Kirche formierten sich in der sozialen TIPNIS-Bewegung und mobilisierten gegen das Projekt und dessen Auswirkungen. Diese Arbeit erklärt den Widerstand aus Sicht der selbstbezeichneten Verteidiger*innen des Territoriums. Dazu stützt sie sich auf den theoretischen Framing-Ansatz, der den Blick auf die Bedeutungskonstruktionen (Framings) der Akteur*innen lenkt. In einer qualitativen Inhaltsanalyse wurden die Daten von 52 semistrukturierten Interviews ausgewertet und zentrale übergreifende Deutungsmuster (Masterframes) der heterogenen Akteursgruppe identifiziert, die sich aus Diagnosen, Prognosen und Motivationen zusammensetzen. Dadurch ist es möglich, den Widerstand der sozialen TIPNIS-Bewegung, unter besonderer Berücksichtigung der Konfliktphase von 2017 bis 2019, in seinen komplexen Erscheinungsformen zu verstehen: Als Kampf um Legitimität in einer Situation der Fragmentierung und Spaltung der Indigenenorganisationen, als Versicherheitlichung (securitization) des Konflikts angesichts sozio-ökologischer Bedrohungen, als Anfechtung des staatlichen neoextraktiven Entwicklungsmodells sowie als Forderung nach einer Umsetzung der Menschenrechte, indigenen Kollektivrechte und der Rechte der Natur." (Abstract)
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"Literature on Latin American social movements has discussed the contributions of post-Second Vatican Council (SVC) (1963–1965) progressive branches of the Catholic Church in the formation of indigenous movements. However, this literature has largely ignored discussions on the intervention of non-
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SVC and conservative branches of the Catholic establishment. This article illustrates the role of the modernizing educational program Acción Cultural Popular (ACPO) (1949), a Catholic organization aligned with conservative forces of the Colombian State and developmental agencies from abroad, in the formation of the indigenous movement of the department of Cauca by Misak and Nasa indigenous people, who pioneered the indigenous movement in the country. ACPO provided educational tools and contacts that contributed to the creation of the indigenous movement of Cauca in the 1970s. However, it also promoted problematic technologies that affected indigenous territories and modes of understanding indigenous cultures that belittled the traditions of the Misak and Nasa indigenous people." (Abstract)
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"Der normative Rahmen von indigener Kommunikation ist komplex und kann nur mit Blick auf die sozialen Beziehungen innerhalb der Gemeinschaften und ihrer Bezüge zu anderen Gruppen verstanden werden. Die indigenen Kommunikatoren im Cauca sehen sich vor allem im Dienste ihrer gemeinschaftlichen Prozes
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se, die wiederum von den traditionellen indigenen Autoritäten abhängen. Wichtigster Bezugspunkt ist dabei der über 500 Jahre dauernde Widerstandskampf zur Behauptung der eigenen Identität; damit verbunden ist der Versuch, die eigenen Traditionen und kulturellen Eigenheiten zu bewahren. Gleichwohl findet mit der nicht-indigenen Umwelt ein überwiegend konstruktiver Austausch statt. Auf der Organisationsebene des CRIC spielt die Kommunikation auch im Sinne von PR und Lobbying eine Rolle. Gängige Konzepte des community journalism mit einem starken deliberativen Ansatz lassen sich nur teilweise auf das hier dargestellte Verständnis von Kommunikation anwenden. Auch ist die Unterscheidung zwischen dem Binnenverhältnis innerhalb der indigenen Gemeinschaften und ihrem Bezug zur Umwelt wichtig: Unabhängigkeit von staatlicher Politik ist für die indigenen nach außen wichtig, im Binnenverhältnis sind die indigenen Kommunikatoren den Prozessen und Werten der jeweiligen Gemeinschaften verhaftet, die kaum hinterfragbar sind. Presse- oder Medienfreiheit im westlichen Verständnis spielen im Binnenverhältnis keine Rolle, in der Außenkommunikation insofern, als die indigenen Gemeinschaften sie einfordern — verstanden als das Recht, gemeinschaftliche eigene Medien ohne staatliche Zensur betreiben zu dürfen." (Seite 314-315)
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