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Metastudie "Nachhaltigkeitseffekte der Digitalisierung": Eine Auswertung aktueller Studien zur (quantitativen) Bemessung der Umwelteffekte durch die Digitalisierung

Berlin: Technopolis;Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (2024), ix, 96 pp.
"In dieser Studie werden auf Basis der Literaturanalyse eine Vielzahl an Anwendungsfällen mit besonders hohen Potenzialen für positive Umwelteffekte identifiziert. Insbesondere im Energiebereich gibt es eine Vielzahl von vergleichsweise gut erforschten Anwendungsfällen. Hierzu zählt beispielsweise der Einsatz von Smart Metering und preisdynamischen Tarifen. Auch Automatisierung und Monitoring im Gebäudebereich können den Energieverbrauch deutlich verringern. Durch Digitalisierung im Energiesektor kann außerdem das Abregeln erneuerbarer Energien vermieden werden. Im Bereich Verkehr können Technologien wie Internet of Things (IoT) und 5G z. B. die THG-Emissionen im Güterverkehr deutlich senken. Die positiven Umweltpotenziale der Digitalisierung sind jedoch nicht auf das Einsparen von CO2-Emissionen beschränkt. In der Landwirtschaft können z. B. durch den Einsatz von Precision Farming durch digital gestütztes Monitoring der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Bewässerung reduziert werden. Trotz einer Vielzahl von Studien, die sich mit Umwelteffekten von Digitalisierung beschäftigen, ist der Wissensstand über das Ausmaß der Potenziale in vielen Bereichen jedoch immer noch lückenhaft. In den für diese Studie analysierten Veröffentlichungen wird eine Vielzahl von digitalen Technologien und Anwendungsfällen qualitativ bzw. anekdotisch als sehr relevant beschrieben, es fehlen jedoch in der Regel Quantifizierungen. Obwohl z. B. für den Bereich KI viele Veröffentlichungen identifiziert wurden, enthielten nur wenige quantifizierte Analysen, auch Bilanzierungen fehlten zum Teil. Diese Studien wurden daher nur begrenzt in die Metastudie miteinbezogen, deuten aber auf ein potenziell disruptives Potenzial von KI in manchen Anwendungsbereichen hin (z. B. im Bereich Klimaanpassung kann KI durch die Verbesserung von Prognosen die Reaktionsfähigkeit auf Umweltereignisse erhöhen). Mit der Digitalisierung gehen neben Umweltchancen auch negative Umwelteffekte einher. Zu den negativen Effekten der Digitalisierung gehören direkte Effekte, die durch den Energie- und Ressourcenverbrauch der Produktion und den Betrieb digitaler Infrastruktur entstehen. Ein weiteres prominentes Beispiel sind negative systemische Effekte wie Rebound-Effekte. Daher führt Digitalisierung nicht zwangsläufig zu einer Verringerung des Ressourcenverbrauchs. Positive Umwelteffekte der Digitalisierung gehen oft auf positive Enabling-Effekte wie Optimierungs- und Substitutionseffekte zurück, oder ergeben sich durch den Wandel zu nachhaltigen Verhaltens- und Konsummustern. Im Fokus der Literatur stehen meist positive Enabling-Effekte. Die vorhandenen Quantifizierungen konzentrieren sich meist auf die Potenziale digitaler Technologien (die positiven Enabling-Effekte). Nur in wenigen Studien werden vor- und nachgelagerte Umwelteffekte der Produktion der digitalen Technologien sowie weitere systemische Effekte wie Rebound-Effekte in die Umweltbewertung mit einbezogen. Eine übergeordnete Bewertung der Gesamtbilanz digitaler Technologien im Rahmen wissenschaftlicher Analysen wird somit erschwert. Bei vielen Studien handelt es sich zudem um Fallstudien, die Umwelteffekte unter sehr spezifischen Rahmenbedingungen ermitteln. Es ist daher häufig nicht klar, inwieweit sich diese Potenziale skalieren bzw. auf andere Kontexte übertragen lassen. Schließlich werden Umweltauswirkungen häufig auf CO2-Äq. verkürzt und auf eine breitere Betrachtung von Umwelteffekten im Sinne von Ressourcenverbrauch wird oft verzichtet." (Zusammenfassung, Seite 7-8)