"Medieninterventionen militärischer Organisationen werden fast ausschließlich bemerkt, wenn es sich um restriktive Informationspolitik oder Zerstörung von Radio- und Fernsehsendern handelt. Dabei ist die kommunikative Tätigkeit
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von militärischen Organisationen weitaus breiter angelegt: Sie umfasst neben klassischer Presse- und Informationsarbeit und offener und verdeckter Propaganda sowohl die Verhinderung von Kommunikation als auch schützende und unterstützende Maßnahmen für die örtliche Medienlandschaft. Dieser letzte Ansatz medialer Interventionspolitik militärischer Organisationen betrifft in erster Linie die materielle Unterstützung von lokalen Medien, teilweise aber auch ihre indirekte finanzielle Förderung und Ausbildung. Bislang galt die finanzielle, materielle oder beratende Unterstützung von Medieninstitutionen im Ausland, die Ausbildung von Journalisten oder die Beeinflussung des gesellschaftlichen, technischen, rechtlichen und politischen Umfeldes unter dem Begriff „Medienhilfe“ als eine von zivilen Organisationen durchgeführte Tätigkeit, deren wissenschaftliche Erschließung allerdings noch in den Anfängen steckt.1 Doch auch wenn das Tätigkeitsspektrum militärischer Organisationen nicht so weitreichend ist wie bei einigen zivilen Organisationen, besitzen militärische Organisationen bei Auslandseinsätzen in der Regel nicht nur aufgrund ihrer technischen Möglichkeiten und Bedürfnisse – etwa bei der Zuteilung von Funkfrequenzen – einen erheblichen Einfluss auf die Mediensituation vor Ort. Nicht selten kommt es daher im Mediensektor zu Spannungen zwischen zivilen und militärischen Instanzen, die Kompetenz- und Zuständigkeitsbereiche, strategische Entscheidungen und konkrete Maßnahmen betreffen." (Seite 111)
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"In der Debatte um die politische Wirkung von Medien wird häufig übersehen, dass internationale Akteure schon längst auf ausländische Kommunikationsräume Einfluss nehmen. Thema dieser Arbeit ist das Instrument der externen Medienhilfe, bei der
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mit finanzieller, materieller und beratender Unterstützung, aber auch durch verhindernde Maßnahmen ganze Mediensysteme beeinflusst werden. Die Fragestellung betrifft die handlungsleitenden Motive, die jeweiligen Ziele der Akteure und ihre Konzepte und Implementierungsstrategien, die theoretisch und praktisch am Beispiel wichtigsten Medienhilfe-Implementierer in den Nachkriegsregionen Bosnien-Herzegowina und Kosovo von 1995 bis 2006 nachgezeichnet werden." (Verlagsbeschreibung)
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