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Tödliche Recherche: In Indien starben vier Journalisten innerhalb von vier Jahren. Alle schrieben sie über dasselbe Thema

Süddeutsche Zeitung, September 21 (2019)
"Jagendra Singh hatte wieder und wieder über einen Minister der Regierung im Bundesstaat Uttar Pradesh berichtet, der in den illegalen Abbau von Sand involviert gewesen sein soll [...] Singh ist einer von weltweit mindestens 13 Journalisten, die seit 2009 mutmaßlich getötet wurden, nachdem sie über Ressourcenausbeutung oder Umweltverschmutzung berichteten. Zahlreiche weitere wurden angegriffen, eingeschüchtert oder mit Klagen überzogen, um ihre Berichterstattung zu behindern. Die Organisation Forbidden Stories, ein internationaler Zusammenschluss investigativer Journalisten, hat deshalb das Projekt "Green blood" - grünes Blut - ins Leben gerufen. 40 Journalisten von 30 Medienorganisationen haben in den vergangenen Monaten zusammengearbeitet, um die Arbeit von Kollegen fortzuführen, die bei Recherchen über Umwelt- und Ressourcenausbeutung getötet oder beeinträchtigt wurden. Darunter Reporter von Guardian, Le Monde, El País und den deutschen Medien Süddeutsche Zeitung, WDR und Die Zeit. Forbidden Stories hatte bereits im vergangenen Jahr die Arbeit der ermordeten maltesischen Journalistin Daphne Caruana Galizia fortgeführt, um ein Signal zu setzen: Wer einzelne Reporter zum Schweigen bringen will, muss damit rechnen, dann einer Vielzahl von Reportern gegenüberzustehen. So kam es auch im Fall von Jagendra Singh und dem verdächtigen Minister Rammurti Singh Verma. Reporter von Forbidden Stories sprachen mit Hinterbliebenen, der einzigen Zeugin des Vorfalls, ehemaligen Kollegen und anderen Journalisten vor Ort. Sie erfuhren, dass Verma der Familie des verstorbenen Journalisten umgerechnet etwa 45 000 Dollar gezahlt hatte mit der Bedingung, dass sie auf weitere Anschuldigungen gegen ihn verzichten und die von der lokalen Polizei verbreitete Darstellung der Todesumstände akzeptieren würden: Singh habe Selbstmord begangen." (https://www.sueddeutsche.de)