"Die Affinität zu Verschwörungsnarrativen lässt sich nur bedingt aufgrund von sozialstrukturellen und lebensweltlichen Kontextbedingungen vorhersagen. Auch die Coronapandemie hat diese Mentalitäten nicht hervorgebracht, sie waren, wie die Untersuchungen aus den früheren Jahren zeigen – bereit
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s vorher weit verbreitet. Es gibt allerdings einige Risikofaktoren, die erwähnt werden sollten: Eine hohe subjektive Belastung durch Corona in Kombination mit dem Gefühl, von Staat und Gesellschaft alleingelassen worden zu sein, gehören ebenso dazu wie Migrationserfahrung und ein hohes Alter. Ausgehend davon, dass die Coronapandemie soziale Differenzen nicht nur sichtbarer gemacht, sondern auch verschärft hat, bot sie für betroffene Bevölkerungsgruppen offenbar auch mehr Anlässe für die Hinwendung zu alternativen Erzählungen, die Kontrollverluste aufwiegen und den Selbstwert steigern. Der größte Risikofaktor ist allerdings politischer Natur: Menschen mit ausgeprägter Verschwörungsmentalität stehen politisch rechts und sind mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland unzufrieden. Dieser Befund legt es nahe, sie vor allem im politischen Raum anzusprechen. Das ist auch deswegen notwendig, weil Menschen mit starker Verschwörungsmentalität kein Randphänomen sind. Unsere Analysen lassen erkennen, dass mindestens 12 Prozent der hier analysierten Stichprobe überzeugte Verschwörungs-„Theoretiker“ sein dürften. Umgekehrt können wir festhalten, was gegen Verschwörungsnarrative hilft: Bildung trägt ihren Teil bei, ebenso wie eine optimistische Zukunftssicht und eine positive Haltung gegenüber der Demokratie." (Zusammenfassung und Ausblick, Seite 12)
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"This review presents the existing research on the role of the Internet in radicalization processes. Using a systematic literature search strategy, our paper yields 88 studies on the role of the Internet in a) right-wing extremism and b) radical jihadism. Available studies display a predominant inte
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rest in the characteristics of radical websites and a remarkable absence of a user-centred perspective. They show that extremist groups make use of the Internet to spread right wing or jihadist ideologies, connect like-minded others in echo chambers and cloaked websites, and address particularly marginalized individuals of a society, with specific strategies for recruitment. Existing studies have thus far not sufficiently examined the users of available sites, nor have they studied the causal mechanisms that unfold at the intersection between the Internet and its users. The present review suggests avenues for future research, drawing on media and violence research and research on social identity and deindividuation effects in computer-mediated communication." (Abstract)
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