"Inhaltsanalysen über die Darstellung von Konflikten in den Medien werden häufig durchgeführt, um den Vorwurf der Einseitigkeit empirisch zu überprüfen. Dies wirft die normative Frage auf, wie die Forderung nach einer ausgewogenen Bewertung, d. h. einer Gleichverteilung positiver und negativer
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Bewertungen zwischen Kontrahenten, als Qualitätsmaßstab rechtfertigt werden kann und wie dies fallbezogen, d. h. kontextabhängig geschehen muss. Diese Frage wird am Beispiel von Inhaltsanalysen zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine diskutiert. In einer qualitativen Metastudie von 22 Inhaltsanalysen wurden zunächst induktiv acht Annahmen zur Rechtfertigung der Anwendung des Maßstabs für diesen Fall ermittelt. Vier davon beziehen sich auf das Verhältnis der Medien zu ihrer Umwelt: zur journalistischen Profession, der Medien untereinander sowie zum Publikum und zur Politik. Vier weitere Begründungen sind vom Verhältnis der Medien zum Krieg als Thema abgeleitet: zum normativ „richtigen“ und „falschen“ Handeln der Kontrahenten, zur Antizipation negativer Folgen, zum Framing des Kriegs als Machtkonflikt (statt als Konflikt um Werte) und aus der Position des Werterelativismus. Die Forderung nach einer ausgewogenen Bewertung war in den Studien häufig mit der Kritik an einer angeblich zu negativen Sicht der russischen Seite verknüpft. Die Diskussion der Fundstellen zeigt, dass die Argumente zur Rechtfertigung einer ausgewogenen Bewertung für den vorliegenden Fall nur begrenzt oder gar nicht tauglich sind. Damit kann die Studie zeigen, dass das Problem der „False Balance“nicht nur im Bereich des Wissens, sondern auch des Wertens zu finden ist. Außerdem ist „False Balance“ damit nicht nur ein Phänomen im Journalismus, sondern auch in der Wissenschaft." (Abstract)
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"Desinformation ist eine Konstante der politischen Kommunikation. Doch mit der Wahl Donald Trumps zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und der Brexit-Abstimmung in Großbritannien erhielten bewusst lancierte Falschnachrichten eine neue gesellschaftliche Bedeutung. Denn nun wurde sichtbar, welche
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Wirkungen Falschmeldungen für demokratische Systeme haben. Der Band geht diesem Phänomen auf den Grund, indem er herausarbeitet, was “Fake News” sind. Er geht der Frage nach, wie, warum und von wem sie eingesetzt werden und reflektiert, was man gesellschaftlich und persönlich dagegen tun kann. Das Buch gibt zu diesem Zweck einen Überblick über den aktuellen Stand der empirischen Forschung zu Fake News und Desinformation, besonders mit Blick auf deren Verbreitung, Erkennbarkeit und Wirksamkeit. Zugleich diskutiert er in einer Mischung aus Essays, theoretischen Erörterungen und empirischen Studien die Herausforderungen von Desinformation für unsere Gesellschaft und beleuchtet so das Thema von allen Seiten." (Verlagsbeschreibung)
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