"Das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik (Berlin) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaftliche Zusammenarbeit in der Zeit vom 1. November 1968 bis 20. Januar 1969 eine Untersuchung über „Acción Cultural Popular" (ACPO), Bogota, durchgeführt. Aufgabe dieser Untersuchung des
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unter Radio Sutatenza bekannt gewordenen Radioschulsystems war eine Wirkungsanalyse und eine Bewertung dieser Organisation. Nach einer Darstellung von Idee und Werk und den Kriterien und Methoden der Untersuchung werden die Struktur, die Instrumente, die Finanzierung und Wirtschaftlichkeit der Institution dargestellt. Die ACPO wird als Entwicklungsorgan untersucht, das Kräftefeld des öffentlichen Lebens abgesteckt, das Zielpublikum und die Wirkungen werden betrachtet, um einer Bewertung Platz zu geben. Als Kaplan Salcedo im Dörfchen Sutatenza 1948 mit seiner Radioschule begann, waren sowohl das Dorf als auch sein Name völlig unbekannt. Heute verbindet sich mit beiden die größte Radioschulorganisation Lateinamerikas. Zunächst mit Unterstützung der UNO, der dann viele andere Stellen folgten, ist eine gewaltige, auch politisch einflußreiche Organisation entstanden. Ist dieses Unternehmen nun heute noch zeitgemäß? Die gründliche Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, daß es der ACPO schon vor Jahren gelungen sei, „breite Massen des Bauerntums aus dem Immobilismus der Resignation herauszureißen und in ihnen Bedürfnisse zu wecken". Jetzt gehe es aber darum, „diese Bedürfnisse entweder zu befriedigen oder in den Strom wirtschaftlich und gesellschaftlich relevanter schöpferischer Dynamik zu kanalisieren" (Seite 157 f.). „Wenn ACPO den Herausforderungen der Zukunft ein größeres Gewicht beimißt als den Erfolgen der Vergangenheit, dann muß sie den Anschluß finden an eine Entwicklung, an deren Einleitung sie selbst in nicht unerheblichem Maße mitgewirkt hat" (Seite 158). Die 1969 erschienene deutsche Studie ist inzwischen auch in spanischer Sprache in Bogota erschienen. Der besondere Reiz dieser spanischen Ausgabe, die von der ACPO selbst besorgt wurde, besteht darin, daß sie neben einer Übersetzung des deutschen Textes zugleich einen Kommentar bringt, um die kritischen Bemerkungen der deutschen Untersuchungskommission zu korrigieren. So wird denn auch als einer der Gründe für diese spanische Ausgabe angegeben, daß man mit manchen Aussagen nicht einverstanden sei. Außerdem handle es sich - so ACPO - um eine Studie, die deutsche und andere Stellen in ihrer Einstellung ACPO gegenüber beeinflussen werde. Andererseits gibt man zu, daß eine solche Studie großen praktischen Nutzen habe: die Kommentare aus Bogota werden als Resultat der Selbstkritik bezeichnet, die man anhand der deutschen Studie Punkt für Punkt vorgenommen habe (Seite 59 f.). Die spanische Ausgabe bringt neben Einzelkommentaren innerhalb des ursprünglichen Textes, die grafisch klar als solche abgehoben sind (Fettsatz), eine längere Einleitung (Seite 9-42), in der mehr grundsätzlich auf Einzelfragen eingegangen wird, wie etwa: Ist die Zielsetzung der ACPO noch aktuell? Revolution und Subversion. Verlust des Kontaktes zu den Bauern. ACPO und die Regierung. Selbstfinanzierung usw. Als besonderer Wert der deutschen Studie wird von der ACPO bezeichnet, daß sie es verstanden habe, die enormen Aktivitäten dieser Organisation zu systematisieren. Auf dieser Grundlage könnten andere Studien entstehen; ein besserer Dialog über die Aktivität und Effektivität der durch das Unternehmen realisierten Einflüsse sei dadurch möglich (Seite 42)." (Franz Josef Eilers, in: Communicatio Socialis, vol. 5 (1972), Nr. 4, Seite 372-373)
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