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Journalismus in Entwicklungsländern: Medien als Träger des sozialen Wandels?

Köln: Böhlau (1988), vii, 236 pp.

Contains bibliogr. pp. 221-236

ISBN 3-412-09688-1

Other editions: Zürich University, Doctoral Thesis, 1988

Signature commbox: 100:10-Journalism 1988

"[...] Unter welchen gesellschaftlichen, organisatorischen, berufsstrukturellen und personellen Bedingungen transportieren Journalisten in Entwicklungsländern den Informationsinput in publizistische Aussagen und inwiefern korrespondieren diese Bedingungen mit der "Leitidee" von Entwicklungsjournalismus? Gefragt wird mit anderen Worten nach der Funktionalität journalistischer Handlungen und Orientierungsmuster. Nach einer mühevollen Datenerhebung, in der die Schwierigkeiten zum Ausdruck kommen, die hier zu überwinden sind, konzentriert sich Großenbacher auf die unterschiedlichen politischen und institutionellen Bedingungen des Entwicklungsjournalismus in den beiden Ländern. Die politische Entwicklung Senegals, das bereits vor der Unabhängigkeit gewisse demokratische Privilegien genoß, hat die Entstehung einer Tradition der Medienfreiheit begünstigt. Sie hat zu einer für franko-afrikanische Verhältnisse einzigartigen Pressevielfalt geführt. Umgekehrt sind die Medien in Benin seit den Regierungswechseln von 1937 nichts als politische Instrumente der jeweils herrschenden Elite in einem sozialistischen Einparteienstaat. Die Presse unterliegt strenger staatlicher Reglementierung. Infolge der restriktiven Bedingungen konnte sich das Pressesystem im Vergleich zu Senegal nur bescheiden entwickeln. In einem ausführlichen Schlußkapitel stellt Großenbacher die beiden Mediensysteme vergleichend einander gegenüber. Er stellt fest: Obwohl ein allgemein verbindliches Konzept von Entwicklungsjournalismus fehlt, lassen sich die verschiedenen Ansätze doch auf einen, allerdings schmalen gemeinsamen Nenner bringen. Dem erklärten Anspruch an die Medien, die nationale Entwicklung zu unterstützen, steht der Umstand im Wege, daß in beiden Ländern eine ausformulierte nationale Kommunikationspolitik fehlt. Eingehend befaßt sich Großenbacher mit der ruralen Presse. Sie erweist sich als kaum überlebensfähig, und auch die neue Regionalradiostation im Norden des Landes kann die ihr ursprünglich zugedachte Aufgabe als Radio für die ländliche Bevölkerung nicht wahrnehmen, außerdem werden im Bereich der audiovisuellen Medien zunehmend internationale Einflüsse wirksam. An diesem Beispiel zeigt sich auch die Problematik des Transfers institutioneller Strukturen aus industrie- bzw. informationsgesellschaftlichen Verhältnissen in Entwicklungsländer." (Rezension von Franz Ronneberger, in: Publizistik vol. 37, 1992, Seiten 269–270)
1. Einleitung: Journalismus und Entwicklung, 1
TEIL I: FORSCHUNGSTRADITIONEN UND THEORETISCHE ANSÄTZE
2. Entwicklungskommunikationsforschung, 7
3. Kommunikatorforschung, 36
TEIL II: JOURNALISMUS IN WESTAFRIKA - EINE EMPIRISCHE STUDIE IN BENIN UND SENEGAL
4. Forschungsanlage, 65
5. Erhebungskonstext: Die Mediensysteme Benins und Senegals, 70
6. Journalisten in Benin und Senegal, 96
Sozialstatistische Merkmale -- Charakteristika der Arbeitssituation -- Qualifikation -- Arbeits- und Berufszufriedenheit -- Informationsverarbeitung -- Kommunikationsverhalten -- Perzipierte Medienfunktionen und Einstellung zu medienpolitischen Konzepten -- Publikumsorientierung
TEIL III: FAZIT
7. Entwicklungsjournalismus zwischen Anspruch und Wirklichkeit, 203