"Europaweit haben 52 Prozent derjenigen, die bereits einen Account gemeldet haben, häufig oder sehr häufig Desinformation wahrgenommen. Von denen, die dies nicht getan haben, sagen das nur 36 Prozent. Hingegen geben die beiden Gruppen in etwa gleichem Umfang (58 beziehungsweise 53 Prozent) an, hä
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ufig oder sehr häufig unsicher bei Informationen im Internet zu sein. Eine größere Unsicherheit führt also nicht automatisch zu einer aktiveren Reaktion auf falsche Informationen, wie melden oder hinweisen. Jedoch überprüfen unsichere Befragte häufiger Informationen: 62 Prozent gaben an, dies bereits getan zu haben. Jüngere und Menschen mit höherer Bildung gehen aktiver mit (falschen) Internetinformationen um. Die Bereitschaft, Informationen zu melden, andere darauf hinzuweisen und Informationen nachzurecherchieren, nimmt mit dem Alter ab. Personen mit höherer Bildung recherchieren selbst aktiv Informationen, während Personen mit geringerer Bildung häufiger angeben falsche Informationen zu teilen oder zu liken." (Zentrale Ergebnisse, Seite 4)
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"Fifty-four percent of EU citizens reported being “often” or “very often” unsure whether a piece of information they saw on the internet in recent months was true. Only 4 % reported never being unsure of information they saw. Thirty-nine percent of respondents reported consciously encounteri
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ng disinformation, while only ten percent said they did not encounter any disinformation at all. Respondents with a university-level degree are more likely to report being unsure and encountering disinformation than respondents with no formal education. Younger respondents tend to feel unsure less often than older respondents, but these young people also report encountering disinformation more often. Respondents in Spain and Italy show a comparatively higher frequency of uncertainty and reported encounters with disinformation, while respondents in the Netherlands show the lowest values in both cases [...] The study allows us to infer the following four recommendations for action: (1) establish an effective system for monitoring disinformation both in Germany and across Europe; (2) raise public awareness about the issue of disinformation; (3) promote media literacy among people of all age groups; (4) ensure consistent and transparent content creation on digital platforms." (Key findings, page 4-5)
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"Die Affinität zu Verschwörungsnarrativen lässt sich nur bedingt aufgrund von sozialstrukturellen und lebensweltlichen Kontextbedingungen vorhersagen. Auch die Coronapandemie hat diese Mentalitäten nicht hervorgebracht, sie waren, wie die Untersuchungen aus den früheren Jahren zeigen – bereit
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s vorher weit verbreitet. Es gibt allerdings einige Risikofaktoren, die erwähnt werden sollten: Eine hohe subjektive Belastung durch Corona in Kombination mit dem Gefühl, von Staat und Gesellschaft alleingelassen worden zu sein, gehören ebenso dazu wie Migrationserfahrung und ein hohes Alter. Ausgehend davon, dass die Coronapandemie soziale Differenzen nicht nur sichtbarer gemacht, sondern auch verschärft hat, bot sie für betroffene Bevölkerungsgruppen offenbar auch mehr Anlässe für die Hinwendung zu alternativen Erzählungen, die Kontrollverluste aufwiegen und den Selbstwert steigern. Der größte Risikofaktor ist allerdings politischer Natur: Menschen mit ausgeprägter Verschwörungsmentalität stehen politisch rechts und sind mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland unzufrieden. Dieser Befund legt es nahe, sie vor allem im politischen Raum anzusprechen. Das ist auch deswegen notwendig, weil Menschen mit starker Verschwörungsmentalität kein Randphänomen sind. Unsere Analysen lassen erkennen, dass mindestens 12 Prozent der hier analysierten Stichprobe überzeugte Verschwörungs-„Theoretiker“ sein dürften. Umgekehrt können wir festhalten, was gegen Verschwörungsnarrative hilft: Bildung trägt ihren Teil bei, ebenso wie eine optimistische Zukunftssicht und eine positive Haltung gegenüber der Demokratie." (Zusammenfassung und Ausblick, Seite 12)
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