"Seit dem 7. Oktober 2023 ist die Anzahl antisemitisch motivierter Straftaten in Deutschland drastisch gestiegen. Aber auch schon zuvor erlebten Jüdinnen und Juden hierzulande wie weltweit Anfeindung, Ausgrenzung und Gewalt. Die theoretische Auseinandersetzung mit Antisemitismus sowie seine politis
...
che und gesellschaftliche Bekämpfung sind daher unabdingbar. Gleichzeitig ist in der wissenschaftlichen und der öffentlichen Diskussion hochgradig umstritten, welche Äußerungen, Denk- und Handlungsweisen der Begriff des Antisemitismus genau umfasst. Insbesondere Konzepte wie sekundärer, muslimischer, israelbezogener oder postkolonialer Antisemitismus lösen regelmäßig kontroverse Positionierungen aus. Zudem sind sie mit zahlreichen weiteren gesellschaftlichen Debattenfeldern verknüpft, etwa jenen um den Nahostkonflikt, die Erinnerungskultur oder das Verhältnis von Antisemitismus und Rassismus. Das Handbuch versammelt Beiträge von Antisemitismusforscherinnen und -forschern, die auf zugängliche Weise Grundbegriffe, Problemfelder und Positionen innerhalb der Forschung ausleuchten. Die Autorinnen und Autoren verweisen dabei immer wieder auf die Umstrittenheit der Konzepte und die Notwendigkeit von Pluralität. Ein abschließender Teil widmet sich der erkenntnistheoretischen Reflexion über Probleme der Begriffsbildung und Definition in der Antisemitismusforschung." (Verlagsbeschreibung)
more
"Weltweit nutzen 3,3 Milliarden Menschen ein Smartphone, Tendenz weiter steigend. In nahezu allen Ländern des Südens ist die Verbreitung besonders groß. Nicht immer handelt es sich dabei um teure Topmodelle, aber gerade wegen ihrer Erschwinglichkeit sind allein in afrikanischen Ländern 700 Milli
...
onen internetfähige Smartphones und nicht-internetfähige Mobile Phones im Gebrauch. Selbst in Ländern wie Somalia, wo Infrastrukturen gleich welcher Art kaum existent sind, funktioniert eines recht zuverlässig: das Mobilfunknetz. In einer High-Tech-Fabrik in Ruanda laufen seit neuestem täglich zehntausend »MaraPhones« genannte Smartphones vom Band.
Die durch Smartphones und Mobile Phones entstehenden Möglichkeiten werden überall auf der Welt ausgiebig genutzt. Tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen sind die Folge. Familiäre Beziehungen werden neu gestaltet und klassische Modelle sozialer Interaktion wie »Freundschaft« neu definiert. Praktisch jeder Wirtschaftssektor ist gründlich von den Handys auf den Kopf gestellt worden. Auch in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Ostafrika gehören Smartphones längst zum Alltag. Ohne dem Kulturpessimismus zu frönen: Es liegt auf der Hand, dass all diese Entwicklungen nicht nur Chancen, sondern auch große Gefahren bergen. Mit keiner anderen systemrelevanten Technologie lassen sich Manipulation und Überwachung von Individuen besser bewerkstelligen als via Smartphone. Die mit erpresserischen Methoden exekutierte Datensammelwut der großen Konzerne hat durchaus eine Entsprechung in der Überwachung durch autoritäre Regime. Dagegen klingen frühere Dystopien à la »Big Brother is watching you« harmlos.
Im Bereich des Politischen wird besonders deutlich, wie groß die partizipatorischen Potenziale einer Demokratie von unten via Social Media sind, aber auch, wie schnell diese in Regression, Manipulation und Repression münden. Der Arabische Frühling galt zu Recht als »Facebook-Revolution«, das hierarchische Sender-Empfänger-Prinzip war partiell aufgehoben. Was aber vor staatlicher Verfolgung nicht nur nicht schützte, sondern sie oft überhaupt erst ermöglichte. Perfektioniert wird politische Kontrolle via Smartphone einmal mehr von der KP der Volksrepublik China. Sie hält ihre 90 Millionen Parteimitglieder via App auf Kurs – und wehe, jemand liest zu wenig Beiträge und sammelt nicht genügend »Lernpunkte«! Beim Smartphone ist es eben wie beim Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht." (Editorial, Seite D2)
more