"Das Versprechen der Digitalen Revolution ist die Heilserzählung unsererZeit. Dieses Buch erzählt eine andere Geschichte: Die des digitalen Kolonialismus. Statt physisches Land einzunehmen, erobern die heutigen Kolonialherren den digitalen Raum. Statt nach Gold und Diamanten lassen sie unter mensc
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henunwürdigen Bedingungen nach Rohstoffen graben, die wir für unsere Smartphones benötigen. Statt Sklaven beschäftigen sie Heere von Klickarbeiter:innen, die zu Niedriglöhnen in digitalen Sweatshops arbeiten, um soziale Netzwerke zu säubern oder vermeintlich Künstliche Intelligenz am Laufen zu halten. Der Kolonialismus von heute mag sich sauber und smart geben, doch eines ist gleich geblieben: Er beutet Mensch und Natur aus und kümmert sich nicht um gesellschaftliche Folgen vor Ort. Im Wettkampf der neuen Kolonialmächte ist Digitalpolitik längst zum Instrument geopolitischer Konflikte geworden - der Globale Süden gerät zwischen die Fronten." (Verlagsbeschreibung)
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"Multifaceted, uncensored, promoting democracy - that is the internet, many people had long hoped. But from today's perspective, this is not true - or only partially. Because the big digital platforms and the world wide web are both: media of freedom and control. In many places, they support civil s
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ociety, but often they also pose a massive threat to it. On the one hand, civil society organisations, activists and bloggers use digital tools to organise their work and make it more efficient: Through them, they disseminate reports and campaigns and exchange information. On the other hand, governments restrict freedom of expression and the press through online censorship: They block access to certain websites or platforms or shut down the internet entirely and monitor activists and journalists with digital technologies, often made in Europe. Policymakers, platforms and civil society face major challenges: They have to negotiate and decide how to deal with hate on the web and in social media without compromising freedom of expression. How more people, especially in the Global South, can get better access to the internet. And, how the data collection frenzy of the big tech companies and the dangers posed to democracy by Facebook & Co can be contained. Civil society voices call for more human rights based regulation and containment of digital capitalism." (Summary, page 6)
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"Vielfaltig, unzensiert, demokratiefördernd - das ist das Internet, hofften viele Menschen lange. Doch diese Attribute passen aus heutiger Sicht nicht - oder nur teilweise. Denn die großen digitalen Plattformen und das World Wide Web sind beides: Medien der Freiheit und der Kontrolle. Sie helfen d
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er Zivilgesellschaft vielerorts, gefährden sie aber oft auch massiv. Denn einerseits nutzen zivilgesellschaftliche Organisationen, Aktivist:innen und Blogger:innen digitale Tools zur Organisation und Effizienzsteigerung ihrer Arbeit: Sie verbreiten über sie Analysen und Kampagnen und tauschen sich darüber aus. Andererseits schränken Regierungen weltweit durch Online-Zensur die Meinungs- und Pressefreiheit ein: Sie blockieren den Zugang zu bestimmten Webseiten oder Plattformen oder sperren das Netz ganz und überwachen Aktivist:innen und Journalist:innen gezielt mit digitalen Technologien, oft Made in Europe. Die Herausforderungen an Politik, Plattformen und Zivilgesellschaft sind groß: Sie müssen aushandeln und entscheiden, was dem Hass im Netz und in den Sozialen Medien entgegengesetzt werden kann, ohne dass die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Wie mehr Menschen gerade im Globalen Süden einen besseren Zugang zum Internet bekommen. Und wie sich die Datensammelwut der großen Tech-Konzerne und die damit für die Demokratie von Facebook & Co. ausgehenden Gefahren eindämmen lassen. Die zivilgesellschaftlichen Stimmen mehren sich, die mehr menschenrechtsorientierte Regulierung und eine Eindämmung des digitalen Kapitalismus fordern." (Zusammengefasst, Seite 6)
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"Weltweit nutzen 3,3 Milliarden Menschen ein Smartphone, Tendenz weiter steigend. In nahezu allen Ländern des Südens ist die Verbreitung besonders groß. Nicht immer handelt es sich dabei um teure Topmodelle, aber gerade wegen ihrer Erschwinglichkeit sind allein in afrikanischen Ländern 700 Milli
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onen internetfähige Smartphones und nicht-internetfähige Mobile Phones im Gebrauch. Selbst in Ländern wie Somalia, wo Infrastrukturen gleich welcher Art kaum existent sind, funktioniert eines recht zuverlässig: das Mobilfunknetz. In einer High-Tech-Fabrik in Ruanda laufen seit neuestem täglich zehntausend »MaraPhones« genannte Smartphones vom Band.
Die durch Smartphones und Mobile Phones entstehenden Möglichkeiten werden überall auf der Welt ausgiebig genutzt. Tiefgreifende gesellschaftliche und wirtschaftliche Veränderungen sind die Folge. Familiäre Beziehungen werden neu gestaltet und klassische Modelle sozialer Interaktion wie »Freundschaft« neu definiert. Praktisch jeder Wirtschaftssektor ist gründlich von den Handys auf den Kopf gestellt worden. Auch in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft in Ostafrika gehören Smartphones längst zum Alltag. Ohne dem Kulturpessimismus zu frönen: Es liegt auf der Hand, dass all diese Entwicklungen nicht nur Chancen, sondern auch große Gefahren bergen. Mit keiner anderen systemrelevanten Technologie lassen sich Manipulation und Überwachung von Individuen besser bewerkstelligen als via Smartphone. Die mit erpresserischen Methoden exekutierte Datensammelwut der großen Konzerne hat durchaus eine Entsprechung in der Überwachung durch autoritäre Regime. Dagegen klingen frühere Dystopien à la »Big Brother is watching you« harmlos.
Im Bereich des Politischen wird besonders deutlich, wie groß die partizipatorischen Potenziale einer Demokratie von unten via Social Media sind, aber auch, wie schnell diese in Regression, Manipulation und Repression münden. Der Arabische Frühling galt zu Recht als »Facebook-Revolution«, das hierarchische Sender-Empfänger-Prinzip war partiell aufgehoben. Was aber vor staatlicher Verfolgung nicht nur nicht schützte, sondern sie oft überhaupt erst ermöglichte. Perfektioniert wird politische Kontrolle via Smartphone einmal mehr von der KP der Volksrepublik China. Sie hält ihre 90 Millionen Parteimitglieder via App auf Kurs – und wehe, jemand liest zu wenig Beiträge und sammelt nicht genügend »Lernpunkte«! Beim Smartphone ist es eben wie beim Beton: Es kommt drauf an, was man draus macht." (Editorial, Seite D2)
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"This publication discusses the extent to which digital technology can help tackle poverty and social inequality. Does it increase or restrict the opportunities for social and economic participation open to disadvantaged people? We analyse the history of e-commerce in the light of this question. We
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consider current developments in the world trade regime, because a new dynamic has developed in trade policy almost unnoticed. As the Digital Agenda adopted by the US government in 2000 shows, leading tech companies - principally those from Silicon Valley - are increasingly using commercial law to promote their own interests. This is no longer just about reducing tariffs on digital products such as software, or about uniform standards for telecommunications services. Patents on artificial intelligence and the (non-)regulation of data flows are now elements of commercial regulations and the subject of controversy in the World Trade Organization (WTO). For the countries of the Global South - but not only for them - there is a lot at stake, including the risk of a new, digital colonialism. This publication explores the potentials and limits of digital solutions. It analyses the lessons to be learned from supposedly model projects such as the mobile payment system M-Pesa and the spread of cashless payment in India. We also examine whether the digitalisation of transnational supply chains not only boosts transparency but also increases value creation for workers on the coffee and soya plantations or in factories. The question of how digitalisation can be organised so that it contributes to the welfare of everyone must focus on one issue in particular: how can disadvantaged population groups in the rural parts of Africa or the inhabitants of slums in the megacities obtain better access to work and basic services? What steps must be taken to minimise the risks of the digital transformation for people in Asia and Latin America and enhance its potential? The study therefore concludes with a list of nine ideas that would help make digitalisation fair. Consider them as an invitation to engage in discussion of globally just and humane digitalisation." (Preface)
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