"Der Umgang mit der Kolonialgeschichte, die hierzulande lange im Schatten der Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des Holocaust stand, unterliegt gegenwärtig einem grundlegenden Wandel. Zwar zählt auch Deutschland faktisch zu den postkolonialen Gesellschaften Europas, doch ist diese Tatsache
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kaum in das Bewusstsein der Menschen und in das Handeln der Politik vorgedrungen. Der Sammelband zieht Bilanz und will zugleich die notwendige Auseinandersetzung um eine Dekolonisierung globaler wie lokaler Machtverhältnisse und eine Dekolonialisierung der immer noch dominierenden Wissens- und Deutungsmacht des »Westens« anregen. Die aktuellen Debatten um den Völkermord an den Herero und Nama oder die koloniale Beutekunst im geplanten Humboldt Forum in Berlin richten den Fokus ein ums andere Mal auf eine koloniale Vergangenheit, die nicht vergehen will." (Verlagsbeschreibung)
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"Ein Blick in die Archive zeigt: die Berichterstattung in deutschen Medien über das südliche Afrika während der Apartheid wurde fast zwei Jahrzehnte lang von der südafrikanischen Propaganda gesteuert. Das verstärkte ein koloniales Afrikabild und hat Folgen bis heute." (Seite 12)
"Noch immer wird Afrika mit Stereotypen behaftet, die Unterentwicklung und Armut hervorheben. Und noch immer werden die Perspektiven des Kontinents an westlichen Fortschrittsmaßstäben gemessen, selbst wenn sich diese längst als unbrauchbar, wenn nicht gar zerstörerisch erwiesen haben. Felwine Sa
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rr fordert eine Entkolonialisierung Afrikas, die auch auf die Kolonialzeit zurückgehende Institutionen und Handelsbeziehungen überwindet. Dabei verkennt er nicht die hausgemachten Probleme wie Misswirtschaft und Korruption. Doch könnten diese Probleme nur durch ein umfassenderes Verständnis ihrer Ursachen und nur durch die Afrikanerinnen und Afrikaner selbst gelöst werden. Er entwickelt in seinem Manifest eine Vision, wie eine eigene Form afrikanischen Fortschritts gelingen könnte - durch Entscheidungsautonomie und ein selbst gewähltes Entwicklungstempo. Langfristig könne eine afrikanische Kulturrevolution auch neue Ansätze für eine nachhaltige Entwicklung an anderen Orten der Welt liefern." (Verlagsbeschreibung)
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"Oft ging Kolonisation mit dem Raub von Kultur- und Kunstgütern der unterworfenen Bevölkerungen einher. Dabei wird das fremde Kulturerbe – abgeschnitten von seinen spirituellen und historischen Ursprüngen – meist in privaten Sammlungen oder Museen aufbewahrt. Die Objekte dienen als Statussymb
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ole, Kuriositäten und zur Spekulation. Zugleich wird die unterworfene Bevölkerung bewusst um symbolische Gegenstände gebracht, die ihrer kulturellen Identität Orientierung geben. Die Tatsache, dass ein Großteil des kulturellen Erbes Afrikas auf dem Territorium der ehemaligen europäischen Kolonialmächte gelagert wird – und damit für viele Afrikaner unzugänglich bleibt –, legt diese Mechanismen offen. In Frankreich hat Präsident Emmanuel Macron die lange bestehende Debatte, wie diese Güter zurückgegeben werden könnten, auf die staatliche Ebene gehoben. Felwine Sarr und Bénédicte Savoy wurden mit dem Verfassen eines „Berichts zur Restitution des afrikanischen Kulturerbes“ beauftragt. Das Buch ist eine gekürzte Version dieses Berichts und ein zentraler Beitrag innerhalb dieser Debatte, die auch in Deutschland an Bedeutung gewinnt." (Verlagsbeschreibung)
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"Auch wenn die deutsche Kolonialgeschichte mittlerweile öffentliche Aufmerksamkeit erfährt, wird die Herrschaft, die Deutschland in seinen "Schutzgebieten" in Afrika, China und der Südsee ausübte, oft immer noch als eher harmlose historische Episode abgetan. Der langjährige Afrika-Korrespondent
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Bartholomäus Grill zeigt, welche immensen Schäden der Kolonialismus und die ihm zugrunde liegende Herrenmenschen-Ideologie angerichtet haben. In einer Mischung aus Analyse und Reportage beschreibt er historische Zusammenhänge sowie die brutale Praxis des Kolonialismus und begibt sich gleichzeitig auf Spurensuche vor Ort. An den deutschen Kolonien zeigt Grill auf, wie stark der europäische Kolonialismus Realitäten und Denkmuster bis heute prägt: Ebenso wie die koloniale Gewalterfahrung in den ehemals beherrschten Gebieten bis heute nachwirkt, lassen sich auch im öffentlichen Diskurs in Deutschland stereotype Wahrnehmungen und rassistische Weltbilder nachweisen, in denen Vorstellungen aus der Kolonialzeit heute noch aufscheinen. Grill plädiert dafür, sich mit diesem kolonialen Blick auseinanderzusetzen und den postkolonialen Diskurs des globalen Südens anzunehmen." (Verlagsbeschreibung)
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"Mit dem Versailler Vertrag musste Deutschland 1919 seine Kolonien abtreten. Das Ende des deutschen Kolonialreichs war jedoch in erster Linie ein formales. Die Fremdherrschaft in den ehemaligen Kolonien setzte sich unter dem Status als Völkerbundmandate fort, und kolonial geprägte Denk- und Wahrne
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hmungsmuster überdauerten auch jenseits kolonialrevisionistischer Diskurse. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die deutsche Kolonialgeschichte im öffentlichen Erinnerungshaushalt lange von der NS-Zeit überlagert. Mit der immer stärker werdenden globalen Verflechtung und der Etablierung postkolonialer Perspektiven in den Wissenschaften hat die kritische Auseinandersetzung mit der Kolonialzeit auch in Deutschland zugenommen." (https://www.bpb.de)
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"This book rethinks the history of decolonisation and new nationhood in the Ghana-Togo borderlands, and speaks to an increasingly urgent debate on the production of knowledge about Africa. It does this through the close reading, translation and analysis of a unique primary source - a newspaper entit
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led Ablode (meaning 'the Key to Freedom'). Ablode was initiated and sustained by a shoemaker named Holiday V. K. Komedja, and written almost entirely in his mother-tongue, Eve. Whilst many studies of nationalism have highlighted the importance of anti-colonial newspapers, this volume is unique - in its intensive focus on a single African-language newspaper, in providing translations of entire issues, and in following the story of decolonisation into the era of new nationhood. The manner in which Komedja recounted and explained political events challenges existing scholarly accounts of the rise and fall of Togo's first independent government, and of ethnic nationalisms and local loyalties within new nation-states. In re-reading the history of the Ghana-Togo borderlands through the pages of Ablode, this volume demonstrates that intensive inter-disciplinary engagement with specific African-language texts is indispensable to the meaningful study of Africa and Africans in global history." (Publisher description)
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"In diesem Beitrag argumentiere ich, dass für eine Verflechtungsgeschichte von Mission seit dem 19. Jahrhundert eine medien- und kommunikationstheoretische Dimension unerlässlich ist: Mission war nicht nur eine historische Agentur, um Akteur*innen in Bewegungen zu setzen, als Reisende und Migriere
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nde, sondern mindestens im gleichen Maß eine Agentur, die Menschen medial miteinander in Verbindung brachte und so ggf. neue Asymmetrien produzierte. Missionen halfen, Räume und Gesellschaften kulturell zu verflechten, indern sie Kommunikationsarbeit verrichteten. Ideengeschichtliche Fragestellungen sind Teil dieser Überlegung: Welche Bilder, Erzählungen und Konzepte wurden über die Missionen transferiert, welche wurden zum Schweigen gebracht? Sie erschöpft sich aber nicht in diesen, sondern will im Sinne einer Praxeologie von Kommunikation auch nach den Akteuren und den Techniken des Transfers fragen und schließlich die resultierenden sozialen Handlungen erklären." (Seite 167)
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"Das Gedenken an den Ersten Weltkrieg in Deutschland und Europa ist nach wie vor sehr auf die europäische Perspektive beschränkt. Tatsächlich war der Krieg ein globaler: Millionen Soldaten aus kolonisierten Gebieten nahmen an den Kämpfen teil. Die Kolonialtruppen bildeten ein wesentliches Elemen
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t der Kriegsführung bei fast allen Kriegsparteien. Als Soldaten "zweiter Klasse" erhielten sie allerdings deutlich weniger Sold sowie schlechtere Verpflegung und Ausrüstung. Zudem waren sie während des Krieges und danach rassistischen kolonialen Unterdrückungsmechanismen unterworfen, an deren Fortbestand auch der Kriegseinsatz wenig änderte. In der dominanten Erinnerungskultur wird das Schicksal der Kolonialsoldaten folglich fast vollständig ausgeblendet – auch deswegen, weil das, was sie erlebt haben, oft nur als "oral history" verfügbar war und von der westlichen Geschichtsschreibung nicht berücksichtigt wurde. Dieses Buch widmet sich der Geschichte der Kolonialsoldaten in neun Comics, die auch eine künstlerische Auseinandersetzung mit Möglichkeiten historischer Überlieferung und dem Fortwirken kolonialer Bildproduktion leisten." (Klappentext)
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"This book examines the role played by two popular private newspapers in the struggle for democracy in Zimbabwe, one case from colonial Rhodesia and the other from the post-colonial era. It argues that, operating under oppressive political regimes and in the dearth of credible opposition political p
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arties or as a platform for opposition political parties, the African Daily News, between 1956-1964, and the Daily News, between 1999-2003, played an essential role in opening up spaces for political freedom in the country. Both newspapers were ultimately shut down by the respective government of the time. The newspapers allowed reading publics the opportunity to participate in politics by providing a daily analytical alternative, to that offered by the government and the state media, in relation to the respective political crises that unfolded in each of these periods. The book further examines both the information policies pursued by the different governments and the way these affected the functioning of private media in their quest to provide an "ideal" public sphere. It explores issues of ownership, funding and editorial policies in reference to each case and how these affected the production of news and issue coverage. It considers issues of class and geography in shaping public response. It also focuses on state reactions to the activities of these newspapers and how these, in turn, affected the activities of private media actors. Finally, it considers the cases together to consider the meanings of the closing down of these newspapers during the two eras under discussion and contributes to the debates about print media vis-à-vis the new forms of media that have come to the fore." (Back cover)
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"Wie wird koloniale Gewalt historisch thematisiert? Wie gehen dokumentarische Filme und geschichtspolitische Diskurse mit ihr um? Robert Stock nähert sich diesen Fragen mit kritischem Blick auf den Kolonialkrieg Portugals in Afrika und den nationalen Befreiungskampf Mosambiks. Dabei fokussiert er s
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eine Untersuchung auf die Gestaltung, Funktion und Reflexion historischer Zeugenschaft. Am Material von bislang wenig beachteten Filmproduktionen über die Dekolonisierungsprozesse zwischen Mosambik und Portugal seit den 1970er Jahren analysiert er die sich verändernden Deutungsweisen der kolonialen Vergangenheit." (Verlagsbeschreibung)
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"Das Ziel dieses Artikels ist es: 1) den Kontext der Einführung des Kinos in Kamerun zu beschreiben und 2) die Produktion und Nutzung deutscher Kinofilme in Kamerun zu erfassen und zu analysieren. Wir werden uns insbesondere mit der Frage der Entstehung des Kinos in Kamerun während der deutschen K
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olonialzeit beschäftigen und mit seinen Pionieren." (Seite 1)
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"This article attempts to examine the efficacy of indigenous-language newspapers published in South Africa during the colonial era. In doing so, the article is particularly interested to see how the success achieved by those publications could be replicated to boost post-apartheid indigenous-languag
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e media in their encounter with the hegemonic onslaught of the mainstream media whose scope and hegemony continue to expand at an alarming rate. The article embraces the notion of the public sphere and the theory of hegemony to make sense of how indigenous media permeated the language and political discourse and emerged as a strong voice for the oppressed, reinforcing at once what Herman and Chomsky (2002) refer to as ‘class consciousness’. The notion of the public sphere is found to be particularly profitable in highlighting the exclusion/inclusion of wide-ranging voices in the public affairs while the robustness of the theory of hegemony lies in its strengths to unravel the political imperatives and the ideological contest that characterized the colonial era. The article argues that indigenous publications succeeded in becoming viable platforms for the indigenous communities who had been pushed beyond the margins of citizenship. The article concludes that indigenous-language media were particularly important for their political mobilization and contribution to media diversity through the range of voices that they orchestrated." (Abstract)
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"In this chapter, we demonstrate the challenges inherent in the process of truly overcoming coloniality in Francophone Africa. As we analyze the progressive institutionalization of the field through the creation of journalism schools and training centers, research networks and academic journals, we
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try to identify the constraints in which scientific knowledge is produced and disseminated. We conclude that Francophone research is not only still impacted by strong ties with the former French and Belgian colonizers but also experiencing difficulties to connect to the research activity that is densifying in Anglophone Africa. Therefore, we suggest that the path-dependency approach can help to understand the current situation of media and communication research in that part of Africa." (Page 75)
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"Einerseits zeigt der Blick auf heutige Landkarten, dass von der weltweiten Präsenz einstiger Kolonialmächte nur einige Überseegebiete verblieben sind. Andererseits hat die über Jahrhunderte reichende europäische Expansion Nachwirkungen hinterlassen, die in der Alltags- und Erinnerungskultur so
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wohl der Europäer als auch der ehemaligen Kolonien bis heute sichtbar sind. Sie belegen, dass das Kapitel des Kolonialismus bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. Die formale Erlangung von Souveränitätsrechten war nämlich nur ein wichtiger Baustein in einem hoch komplexen Dekolonisierungsprozess, der neben der politischen auch die kulturelle, wirtschaftliche und soziale Emanzipation ehemaliger Kolonien von ihren einstigen Eroberern beschreibt. Um dies nachzuvollziehen, bedarf es eines Blicks zurück von den Anfängen europäischer Expansion im 15. Jahrhundert bis zur Auflösung der europäischen Imperien und ihren Auswirkungen auf die betroffenen Gesellschaften." (Verlagsbeschreibung)
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"Das Handbuch bietet erstmals einen umfassenden interdisziplinären Überblick über die postkoloniale Theorie und Forschung in den Literatur- und Kulturwissenschaften. Es verbindet die Einführung in das Thema mit einer kritischen Zwischenbilanz zu diesem internationalen Forschungsfeld. Auf einen T
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heorieteil und die lexikalische Darstellung von postkolonialen Grundbegriffen folgen Artikel zur Literatur-, Kultur- und Mediengeschichte des Kolonialismus und Postkolonialismus in den betroffenen Kulturräumen sowie ein Anhang mit historischen Überblicken zu einzelnen Ländern und weiterführenden Informationen. Das Handbuch richtet sich an wissenschaftliche Leserinnen und Leser und bietet Ansatzpunkte für künftige Forschung, soll aber auch für Studierende und interessierte Laien eine verlässliche Basis zur Auseinandersetzung mit der europäischen Kolonialgeschichte, ihren kulturellen Resonanzen und ihrer postkolonialen Aufarbeitung in Literatur und Kultur bereitstellen." (Verlagsbeschreibung)
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